Hyperthermie Zentrum Leipzig

Hyperthermie = Fiebertherapie


“Gib mir die Macht Fieber zu erzeugen

und ich heile jede Krankheit." 

 

Parmenides, griechischer Arzt, 540-480 v. Chr.


Erstmals erwähnt wurde die heilende Wirkung von Wärmezuführung schon in den altägyptischen Hochkulturen (2400 v.Chr.). Paracelsus (1493 - 1541) spricht in seinem "Archeus" einen Wesensbereich des Menschen an, der im Menschen die 4 Elemente (Wasser, Feuer, Luft und Erde) zu einem qualitativ neuen, zum fünften Element (quinta essentia) zusammenfasst. Der Mensch ist die Quintessenz der gesamten Schöpfung. Für Paracelsus ist das Fieber eine reinigende Kraft, deren sich der Archeus bedient, um den Körper zu befreien.

Die Hyperthermie bedient sich der positiven Wirkungen des Fiebers. Fieber ist eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers, welche durch die Hyperthermie für therapeutische Zwecke nutzbar gemacht wird. Das Immunsystem wird gestärkt, die Selbstheilungskräfte des Organismus angeregt, durch die starke Schweißbildung werden Giftstoffe ausgeschieden, die Durchblutung wird gesteigert. Fieber kann als ein zeitlich befristetes immunologisches Sonderprogramm der Natur gesehen werden. Fieber kann die blockierten Selbstheilungskräfte auch bei chronischen und malignen Erkrankungen nachhaltig anregen.



Es werden 3 Temperaturbereiche unterschieden, wovon der mittlere in der Praxis zur Anwendung kommt:

Moderate Ganzkörperhyperthermie:

39,5 - 40,5 °C - Immunsystem stimulieren

Die moderate GHT wird zur Aktivierung des Immunsystems angewandt und wird vor allem dann durchgeführt, wenn keine Chemotherapie zum Einsatz kommen soll. Es wird eine Körpertemperatur von etwa 40° C angestrebt, wie bei einem natürlichen Fieberverlauf. Dieses Behandlungsverfahren eignet sich besonders für immunologisch behandelbare Tumore, wie chronische hämatologische Erkrankungen, Nierenzellkarzinome und maligne Melanome, sowie Patienten mit verminderter körperlicher Belastbarkeit.


Auf eine ausreichende Fieberzeit wird grossen Wert gelegt - neuere Studien untermauern diesen innovativen Ansatz: die Dauer der Anwendung beträgt 3- 4 Stunden, mit Nachsorge und Colon- Hydro- Therapie insgesamt ca. 7 Stunden.


Hyperthermie in der Krebsbehandlung

1910 wurde erstmals die Möglichkeit der Überwärmung zur Erhöhung der Strahlenwirkung bei bösartigen Tumoren beschrieben. Anfang der 1960er Jahre wurde diese bereits bekannte und angewandte Methode als Ganzkörperhyperthermie wiederentdeckt. Seit den 1970er Jahren laufen Studien zu dieser Therapieform. In Deutschland war es vor allem der Physiker und Krebsforscher Manfred von Ardenne aus Dresden, der die wassergefilterte Infrarot A- Hyperthermie zur Krebs-Therapie entwickelte. Auch das Hyperthermie Zentrum Leipzig setzt auf die Spitzentechnologie aus Sachsen!

Wussten Sie, dass?

...die Ganzkörperhyperthermie bei der Behandlung chronischer Infektionen und Endzündungen als Standardtherapie galt, bevor es Antibiotika gab?

...bei den beobachteten Spontanheilungen von Krebserkrankungen ein überzufällig häufiger Zusammenhang mit einer hochfieberhaften Infektion beobachtet wird? (Weiter Informationen bei Prof. Hobohm "Heilende Hitze" www.fiebertherapie.eu)

...neuste amerikanische Studien darauf hinweisen, dass die „fever-range whole body hyperthermia“ (Ganzkörperhyperthermie) dem Immunsystem entscheidend helfen kann, die Krebszellen besser zu erkennen (Demaskierung)?




Wann sollte die Hyperthermie eingesetzt werden?

  • Immuntherapie (Abwehrsteigerung bei chronischen Infektionen aller Art, Asthma), Prävention
  • Fiebertherapie bei Krebs
  • degenerative Prozesse, Arthrosen
  • chronische Entzündungen: pulmonal: Asthma, Bronchitis; urogenital: chronische Prostatitis; dermatologisch: Neurodermitis, Psoriasis; inestinal: Colitis ulcerosa, Morbus Crohn; chronische Sinusitis
  • chronische Infektionen z.B. Borreliose - sowohl moderate als auch extreme Hyperthermie möglich
  • Schmerztherapie bei Verspannungen und Stresszuständen - bewirkt auch in tiefsten, schwer zugänglichen Muskelschichten nachhaltige Entspannung
  • Rheuma
  • Entgiftung - Umweltgifte bei schadstoffbelasteten Patienten sanken im Blut deutlich ab, der gasförmige Austritt über die Haut konnte sogar chemisch gemessen werden ( Benzol, Trichlorethan, Gesamtkohlenwasserstoffe).

Wirkungsweise

Häufig wird die Hyperthermie zusätzlich zu Bestrahlung und Chemotherapie eingesetzt. Die Erfolge von Hyperthermiebehandlungen werden durch zahlreiche Studien belegt, weshalb für verschiedene Krebsarten ein weiteres Standbein in der Therapie zur Verfügung steht. 


Hyperthermie- Therapien überhitzen das Tumorgewebe von außen; die Hitze hat keine (negaviven) Auswirkungen auf gesundes Gewebe. Grundlagenforschung seit den 70ern hat bestätigt, dass Temperaturen über 39.5°C Tumorzellen schädigen, indem sie diese zerstören oder das Wachstum hemmen. Das Überhitzen der Tumorzellen führt zu Sauerstoffmangel. Dies wiederum verursacht die Übersäuerung der erhitzten Zellen und einen Mangel an Nährstoffen im Tumor. Der Zellstoffwechsel wird zerstört, was zum Zelltod (Apoptose) der Tumorzellen führt.


Tumorzellen sind für das Immunsystem unsichtbar. Aber unter dem Einfluß von Hitze verändern sie sich. Sie bilden dann “Hitzeschockproteine“ (HSP), gewisse Proteine, die auf der Oberfläche degenerierter Zellen erscheinen. Das körpereigene Immunsystem erkennt diese Proteine als körperfremde Zellen und gibt den Immunzellen den Hinweis, die Krebszellen zu bekämpfen. Gesunde Zellen bilden keine Schockproteine.


Hyperthermie kann Chemotherapien und/oder Bestrahlungstherapien effektiver machen. In Einzelfällen wurden zuvor unwirksame Chemotherapien oder Bestrahlungstherapien in Kombination mit Hyperthermie wirkungsvoll (Durchbrechung der Resistenz). Neue Studien begegnen genau diesen Effekt.

In Kombination mit den "klassischen" Behandlungsformen wie der Chemotherapie und der Strahlentherapie wird die Effektivität der "klassischen" Methoden durch die Hyperthermie erhöht. Die Wirksamkeit wird dabei gegenseitig potenziert, eine Heilung wahrscheinlicher. Man hat z.B. festgestellt, dass Zytostatika (Chemotherapiesubstanzen) bei Temperaturen über 40° C deutlich aggressiver wirken als bei der normalen Körpertemperatur. Darüber hinaus sind die thermisch vorgeschädigten Tumorzellen leichter durch die Strahlentherapie zu bekämpfen, weil ihre Reparaturfähigkeiten herabgesetzt sind. So lassen sich Nebenwirkungen wie Haarausfall und Übelkeit, die den Patienten häufig psychisch und physisch stark belasten, reduzieren. Selbst ein Tumor, der gegen Chemo- und Strahlentherapie resistent war, kann nach einer Hyperthermie-Behandlung auf diese Therapien wieder ansprechen. 


Der wesentlich Effekt der Ganzkörperhyperthermie beruht auf ihrer immunmodulierenden Wirkung, wobei durch die Hitzeexposition des Körpers die Freisetzung bestimmter immunaktiver Botenstoffe wie Interleukin-1, -2- und 6, TNF-alpha, TGF1-beta u.a. stimuliert wird. Außerdem kommt es im Gefolge der Ganzkörperhyperthermie zu einem signifikanten Anstieg tumorreaktiver natürlicher Killerzellen im Blut. Die Hyperthermie verstärkt die Migration von Lymphozyten an Orte von Entzündungsherden und malignen Prozessen.


Die Wirksamkeit der konventionellen, als auch der "alternativen" Krebstherapie kann durch die Kombination mit einer Ganzkörper-Hyperthermiebehandlung zu verstärken gesucht werden.



Anwendung

In unserer Praxis verwenden wir wassergefilterte Infrarot- A- Strahlung (Iratherm 1000, von Ardenne, Dresden) um Fieber zu erzeugen. Der Körper erreicht Temperaturen zwischen  38.5ºC und 40.5ºC. Die Dauer der Anwendung beträgt in der Regel 4- 6  Stunden in einer Serie von 3 Anwendungen.

Supportive Therapien

Die Hyperthermie eignet sich besonders gut zur Kombination mit anderen Therapien: z.B.

  • Hochdosis Vitamin C- Infusion (bis 100 g Vitamin C)
  • Procain- Basen- Infusion
  • Artesunat- Infusion
  • DMSO- Infusion
  • IHHT (Intervall Hypoxie- Hyperoxie- Therapie)
  • Oxyvenierung
  • Mistel und/ oder Bakterienlysat (z.B. Polyvaccinum) s.c.
  • Heilfasten (nicht bei Kachexie)


Wissenschaftliche Publikationen zum Thema Hyperthermie

TANG, YUAN / MCGORON, ANTHONY J.: Increasing the rate of heating: A potential therapeutic approach for achieving synergistic tumour killing in combined hyperthermia and chemotherapy. In: International Journal of Hyperthermia 2013;29(2):145-55.

MACE, THOMAS A. / ZHONG, LINGWEN / KOKOLUS, KATHLEEN M. / REPASKY, ELIZABETH A.: Effector CD8+ T cell IFN-y production and cytotoxicity are enhanced by mild hyperthermia. In: International Journal of Hyperthermia 2012;28(1):9-18.

ZHANG, YAOJUN / PENG, ZHENWEI / CHEN, MEIXIAN / LIU, FURONG / HUANG, JUNTING / XU, LI / ZHANG, YAQI / CHEN, MINSHAN: Elevated neutrophil to lymphocyte ratio might predict poor prognosis for colorectal liver metastasis after percutaneous radiofrequency ablation. In: International Journal of Hyperthermia 2012;28(2):132-40.

LINTHORST, MARIANNE / VAN RHOON, GERARD C. / VAN GEEL, ALBERT N. / BAAIJNS, MARGREET / GHIDEY, WENDY / BROEKMEYER-REURINK, MARIA P. / VAN DER ZEE, JACOBA: The tolerance of reirradiation and hyperthermia in breast cancer patients with reconstructions. In: International Journal of Hyperthermia 2012;28(3):267-77.